Ein thyrrhenischer Traum – Teil eins

Ich fand mich in 40 Meter Hoehe ueber dem Meer wieder. Dies war also der Ort, der dazu auserkoren war, mir in den naechsten Tagen ueber meine im schwuelen Berlin vorherrschende Schreibblockade hinweg zu helfen. Es galt fuer mich rasch die Dialoge eines kurzen Drehbuchs abzuschliessen. Dafuer war ich in der Wohnung einer alten Freundin gelandet, die den Sommer stets arbeitend in Italien zu verbringen pflegte. Italien, das Land meiner Kindheit, in das man mich seit meiner Geburt jeden Sommer geschafft und in das von mir so geliebte Meer geworfen hat. Alleine mit einem kleinen Laptop, saß ich auf einem sehr großen Balkon am Abgrund einer riesigen, historischen Altstadtmauer.

Ich saß dort nur in Unterhose, schrieb dann und wann, schwitzte vor allem und starrte hinunter auf das sich mir bietende 1 Million Dollar 180 Grad Klischee-Panorama. Vor mir eine kleine Felsenhalbinsel, von einer alten Klosterkirche und einem Park bestanden, rechts davon das tuerkisfarbene Meer, allmaehlich sanft ins tiefblau fallend, keine 70 Meter Luftlinie entfernt. Pinien, Palmen, Oleander, Kakteen, die botanische Kulisse stimmte schon mal. Direkt unter mir ein weisser Sandstrand voller italienischer Familien – kein Handtuch breit Platz – in Form eines Bikinihosendreiecks. Selbst desnachts wurde dort gesungen, getanzt und gebadet unter dem hellen Licht von Scheinwerfern, die die romantische Klosterkirche anstrahlen sollten.

Dazu Fledermaeuse umherflatternd, die wie die Gummischerzartikel aus dem Kaufhaus aussahen und Zikadengesang, gemischt mit leichter Meeresbrandung, die perfekte Tonathmosphaere eines romantischen oeffentlich-rechtlichen Fernsehspiels. Komplettiert wurde diese lebende Cinemascope-Leinwand durch den linken Bildausschnitt, der die Weite des thyrrenischen Meeres zeigte, inklusive perfektem Sonnenuntergang und der fantastischen Vulkaninsel Stromboli am Horizont. Mir wurde also das vollstaendige Bild eines Sommerurlaubs mit all seinen im Katalog so gerne versprochenen Ingredienzen geliefert. Einzig das staedtische Flair fehlte, dafuer musste ich mich nur einmal umdrehen und aus der Haustuere direkt in das Herz der Altstadt stolpern. [Anm. d. Red.: Der zweite Teil folgt am 25.08.09]

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