Geschichten von Abschieden, Gefuehlen und Kino

Nicht mehr ganz so neues, dafuer aber empfehlenswertes Material von Alexander Kluge: Seine Filme auf DVD und seine Erzaehlungen ueber das Kino in gebundener Form, >Geschichten vom Kino<. Ersteres, herausgegeben vom Filmmuseum Muenchen und vom Goethe-Institut, bietet als fortlaufende DVD-Kollektion Altes von einem Regisseur, der einst als zentrale Figur der westdeutschen Filmszene seit den 1960er Jahren und als der wichtigste Protagonist seiner Erneuerung [Ulrich Gregor] gefeiert wurde: vom bahnbrechenden Spielfilm-Debuet >Abschied von gestern<, ueber die Science Fiction-Filme der 1970er bis hin zu den TV-Clips, die in den letzten Dekaden entstanden.

Das Buch bietet ebenfalls Altes, doch umso mehr Neues von einem Autor, der im Jahr 2000 mit >Chronik der Gefuehle< sein Comeback feierte und der hier erstmals umfassend seine Liebe zum Kino in ein literarisches Historienpanorama der Anekdoten und Augenblicke uebersetzt: 120 Geschichten aus 120 Jahren Kino auf rund 350 Seiten. Geschickt verwebt Kluge in den >Geschichten vom Kino< seine eigene filmemacherische Praxis: Dreharbeiten, Drehbuchideen, Debatten und Selbstorganisation jener unabhaengigen Filmemacher, die mit der Gruendung der Oberhausener Kurzfilmtage und dem Neuen Deutschen Kino Geschichte schreiben sollten. Da das Ganze aber chronologisch geordnet ist, beginnt Kluges Erzaehlen in der Stunde Null, in der nicht einfach nur das Kino, sondern das Prinzip Kino geboren wird. Dieses Prinzip ist aelter als die Lichtspielhaeuser. Es ist so alt wie das Licht der Sonne und die Abbilder von hell und dunkel in unseren Koepfen. In diesem Sinne sei das Kino unsterblich und in den unterschiedlichsten Auspraegungen denkbar. Selbst der Kosmos koenne als Kino verstanden werden - der Weltraum, ein ewig unverwuestliches und unbestechliches Archiv der Bilder des Vergangenen. [Anm. d. Red.: Dieser Text ist der erste in einer mehrteiligen Reihe ueber Kluges >Geschichten vom Kino<.]

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