Wie die Welt einen Sinn bekommt

Verabeitung von Signalen und Koordination von Handlungen – das ist die Aufgabe des Gehirns, genauso sehr ist es jedoch auch die Aufgabe des War Rooms: Ein Raum, der in Militaer, Politik und Wirtschaft Verwendung findet und von dem es paradoxerweise wohl deshalb so viele Bilder in den Medien gibt, weil er unzugaenglich und unsichtbar ist.

Das Hirn als War Room und der War Room als Hirn steht immer auch fuer einen Ort, an dem Sinnzusammenhaenge hergestellt werden. Waere eine Welt ohne War Rooms nicht eine Welt ohne Sinn und somit eine Welt bar jener Substanz, die eine Welt ueberhaupt erst moeglich macht, konstituiert, begruendet? Auch die Politik scheint nicht ohne War Rooms zu funktionieren.

Gemeint ist jetzt nicht der Regierungssitz [etwa Oval Office], sondern die Zentrale einer jeden politischen Kampagne: Die Regisseure Hegedus und Pennebaker machen diesen Ort zum Schauplatz ihres Dokumentarfilms >The War Room<, der im Rahmen von American Independents im Arsenal zu sehen ist. Die Kamera ist immer ganz nahe am Geschehen [der Clinton-Wahlkampf von 1992], zeigt den damaligen Gouverneur in Boxer-Shorts, seine Berater derbe Sprueche klopfend, etc. Werden hier Voyeure bedient oder jene auf der Suche nach Transparenz im Machtgefuege oder vielleicht Geschichts- hungrige? Dass es vermutlich Sinnhungrige sind, wird in einem scheinbar ueberfluessigen Moment deutlich.

Es gilt zwei Personen im Gespraech einzufangen. Also schwenkt die Kamera von Person zu Person. Wo sonst ein Schnitt den zwischen ihnen liegenden Raum geschluckt haette, gibt es eine ungeschnittene Wegwischgeste: Die Kamera zeigt den einen, wischt dann hektisch-verruckelt ueber Schreibttisch, Boden und Stuhl und zeigt dann den anderen Mitarbeiter im War Room. Wenn hier der Raum paradigmatisch ent-bildlicht wird, dann auch der Maschinenpark, der sonst als operatives Element des War Rooms fetischisiert wird, weil er die Leistung des Hirns amplifiziert. Zum Schluss ein Bild des Stillstands: Erst jetzt entfalten Raum und Maschinen ihre sichtbare Praesenz, die Menschen sind abwesend.

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