Momente des Weltbebens

>Wir sehen jetzt Live-Bilder aus New York. Die Lufthansa- Maschine Chemnitz wurde entfuehrt … Jetzt sehen wir das Heck der Maschine … ich kann Ihnen im Moment noch nicht genau sagen … jetzt sehen wir Menschen aus dem Flugzeug steigen…< das sind die Worte eines ZDF-Moderators bei einem Nachrichten-Special vor mehr als 15 Jahren. Wenig spaeter stellte sich heraus, dass auf den exklusiven >Live-Bildern< nicht mehr zu sehen war, als ein leerer Flieger - die Passagiere waren schon Stunden vorher geborgen worden.

Dieser Mitschnitt, den Fernseharchivar Stefan Eckel mitgebracht hatte, lieferte den Einstieg zur Diskussionsveranstaltung >Nach dem Weltbeben<.Die Ausschnitte aus der Nachrichtensendung zeigten, wie die >Medienmaschine heiss laeuft<, so Eckel. Eben diese Medien- maschine spielte bei der Tsunami-Katastrophe in Suedostasien eine wichtige Rolle. Die beiden Podiumsgaeste, der Philosoph Jens Badura und Krystian Woznicki, Autor von >Abschalten<, wollten eine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem >Weltbeben< anregen. Dazu musste zunaechst die Frage geklaert werden, was ein >Weltbeben< ueberhaupt ist und ob es vor drei Jahren tatsaechlich stattgefunden habe. Badura machte klar, das >Weltbeben< sei nicht nur ein Riss in den tektonischen Platten, sondern vor allem ein Riss im Weltbild gewesen. Dieser Riss aber wurde nicht zuletzt durch den >Spenden-Tsunami< schnell gekittet. Zu schnell, wie Krystian Woznicki immer wieder betonte, denn so blieb ein philosophisches Nachbeben aus, wie beim Erdbe- ben von Lissabon im Jahre 1755 als Kant und die >anderen Schlaumeister der Aufklaerung< mit ihren bohrenden Wortmel- dungen dazu beitrugen, dass aus der Katastrophe ein trans- formatorisches >Erdbeben im Sein< wurde. Umgehend schaltete sich das Publikum in die Diskussion ein. Circa 40 Leute waren zu General Public gekommen und sprachen ueber Analogien zwischen >Weltbeben< und >Weltkrieg< sowie Parallelen und Unterschiede zu 9/11. In der Grossraum- Workshop-Atmosphaere schien das >Weltbeben< fuer einige Momente Gestalt anzunehmen. Bilder des Abends hier.

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