Gipfel der Abgrenzungsneurosen

Groenemeyer sei ein Idiot, weil er sein eigenes Ding machen wolle. Die Antifa sei dagegen unertraeglich: “Das Dogmatum, das Totdiskutieren und die Haarspalterei. Das fuehrt zu nichts.” Der Bono-Pegel sollte nicht ausschlagen, wenn er auftritt, dennoch sagt er: “Jeder muss zum Bono werden.”

Im Vorfeld des G 8-Gipfels gibt Jan Delay Interviews, in Print-Medien und politischen Doku-Clipsgegen den Ausverkauf der Welt. Der Rapper aus Hamburg engagiert sich; in seiner Kindheit habe er mit seiner Mutter Prince gehoert.

Mittlerweile hat sich Groenemeyer mit anderen Leuten zusammengetan: Bono, Die Fantastischen Vier, Die Toten Hosen, usw. Eine grosse Kulturveranstaltung unter dem Motto >Music & Messages< soll es werden. Adrienne Goehler, die heimliche Kulturministerin Deutschlands, hat sich ebenfalls zum rechten Zeitpunkt an den Strand begeben. In Rostock inszeniert sie >Art Goes Heiligendamm< – das Megakunstfestival zum Gipfel. Natuerlich ist auch das Protest. Gegen den Gipfel. Wer weiss, was Goehler frueher gehoert hat. Vielleicht Groenemeyer?

Camps werden aufgebaut – als waere es Woodstock. Immerhin: Im weitraeumig abgeriegelten Kempinski werden zwischen dem 6. und 8. Juni Bush, Blair & Co. rocken. Was an diesem Event schon im Vorfeld nervt, ist nicht so sehr die Festivalisierung des Protests. Das gehoert mittlerweile einfach dazu. Sondern, dass sich viele so verhalten, ja offenbar nicht anders verhalten koennen, als gelte es in der >Szene< zu punkten. Distinktion rules! Uebrigens auch daran ablesbar, dass man sich nicht so sehr fuer die anderen >Gleichgesinnten< interessiert ebensowenig wie fuer ihre Agenda. Jan Delay koennte davon ein Lied singen.

2 Kommentare zu “Gipfel der Abgrenzungsneurosen

  1. Ob die dann gestern (9.5.) auch die Wohnung von Goehler und Co. durchsucht haben? Potenziell verdächtig ist man ja schon, wenn man solche “Aktionen” plant. Was Delay angeht, der macht es richtig. Protest klar – aber bitte in den richtigen Klamotten. Ich werde übrigens nach Heiligendamm fahren und FÜR den Gipfel protestieren. Anders kann man sich ja schon gar nicht mehr unterscheiden. Außerdem wollte ich schon immer mal dahin, wo die berühmte Schlussszene von Loriots “Pappa ante portas” gedreht wurde!

  2. Delay sollte ein Lied davon singen. Irgendwann, irgendwo, irgendwie im Spiegel schrieb er mal im Interview:

    Es geht um das Plastik im Gehirn, im Herzen. Ich bin, als wir im Studio waren, viel in Clubs gegangen und habe mir die Leute angeschaut, die da feiern, einfach deshalb, um Wirklichkeit zu tanken, um Input zu bekommen für meine Texte. Ich stand da und dachte: Oh, Mann. Die kleinen Zwanzigjährigen. Wie eine Sonnenbank und ein Azubi-Platz bei H & M einen Lebensinhalt ausmachen können. Wie das, was einem vorgesetzt wird, die virtuelle Wirklichkeit aus Kommerz, Internet und Medien, anscheinend vollkommen ausreicht.

    Passt auch zum Klimakaries- Text.

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