Plug in – Teil zwei

Sie dreht sich um, geht voran im dunklen Flur. >Gibt es hier kein Licht?< >Geht nicht. Hat aufgehoert. Lange<, wieder im Fluesterton. Sie gehen ins Wohnzimmer. Ein dicker Teppich. Mit dem ersten Schritt merkt er, dass er bis obenhin vollgesogen ist. Hier steht die Kerze. Er haelt sie hoch. Nur der nasse Teppich, zurueck in den Gang, sieht nasse Fussspuren auf dem Parkett. In der Kueche ist alles trocken. Wieso im Wohnzimmer, fragt er sich. Aber der Gang ist bis auf die Fussspuren unauffaellig, erst der Wohnzimmerteppich ein Schwamm. Die Kerze beleuchtet den Raum duerftig. Er sieht hoch zur Decke, vielleicht kommt es ja von weiter oben, denkt er, aber da ist nichts, nur Flecken von tanzenden Schatten.

Die Frau steht unbeteiligt mitten im Zimmer wie wartend. Ob sie begriffen hat, ueberlegt er und sieht sie an. >Vielleicht die Blumen<, sagt sie. >Die Blumen?< Er versteht nicht, haelt die Flamme in Richtung der Fenster. >Mein Adam hat das gebaut. Muss nur aufdrehen zum Giessen.< Aus einem Stock sickert es, rinnt ueber den Untersetzer, zieht erdfarbene Lachen auf das Fensterbrett, fliesst hinter dem Heizkoerper herab, steht staubschlierig in den Fugen, verlaeuft sich unter den Teppich. >Sie muessen Ihre Versicherung benachrichtigen.< Das Pflanzenreich. >Versicherung<, sie fluestert es. >Hausrat<, murmelt er, >das wird teuer<, leuchtet den Schlauch ab, der durch die kleine Blumenstocklandschaft hindurchfuehrt. >Versicherung hab ich nicht<, murmelt sie. Das sich vortastende Flammenlicht wird fuendig. Das Ende des Schlauches verklebt oder verschmolzen, wie ein amputiertes Glied. >Geld hab ich nicht.< Ueber dem Erdreich der Stoecke, stricknadeldick jeweils ein kleines Loch. Aderlass. Aus den Loechern in das Erdreich, durch das Erdreich hindurch, Flutung der Untersetzer, Landeroberung. [Anm. d. Red.: Der Text ist ein Auszug aus einem Romanmanuskript und wird in drei Teilen veroeffentlicht. Der erste Teil erschien am 13.10.09, der dritte erscheint am 26.10.09.]

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