Geschichten von Monitoren und Puzzle-Teilen

Bei Alexander Kluges DVDs ist es nicht anders, als bei seinen Buechern: Eine Handvoll Filme sind auf jeder Einzelnen gespeichert, kurze und lange, bei den Buechern sind es kurze und lange Texte verpackt in dicken Baenden. Kluge, der sowohl das Buch als auch die DVD-Edition an seinem 75. Geburtstag im Rahmen der 57. Berlinale vorstellte, spricht sich leidenschaftlich fuer ein personalisiertes Zusammenstellen des Filmabspielprogramms aus. Jeder koenne aus dem Material-Pool eine individuelle Reihenfolge waehlen.

Und so scheint Kluge laengst in einer gegenwaertigen Zukunft des Kinos angekommen zu sein, die sich durch digitale Verfuegbarkeit des Materials, immer kuerzer werdende Filme und immer kleinere Leinwaende [sprich: Monitore] auszeichnet. Ebenfalls sind Kluges Geschichten bestens dort denkbar, wohin sich seit einiger Zeit die Textkonsumption und -produktion verschiebt: im Internet; vorstellbar auch das Schmoekern als Surfen und Browsen im Cyberspace. Optimismus und Affirmation gegenueber dem Kommenden und Neuen kennzeichnen Kluges Haltung, machen sein Werk kompatibel, anschlussfaehig.

Insbesondere die Filme profitieren davon, sind doch viele von ihnen in der Versenkung des kollektiven Bewusstseins verschwunden und duerfen nun eine Renaissance im Weltmassstab erleben. Aber gerade die selbst erklaerte Zeitgenossenschaft ist nicht ohne Tuecke. Koennte doch das Browsen und Surfen durch Kluges Film- und Textlandschaften dazu fuehren, dass sie zu oberflaechlich wahrgenommen werden. Die Kluge-Forschung hat zu Recht die Luecke zum stilbildenden Element seines Schaffens erklaert: Der Autor liefere nur die Puzzle-Teile, synthetisieren muesse jeder selber. [Anm. d. Red.: Dieser Text ist der dritte in einer mehrteiligen Reihe ueber Kluges >Geschichten vom Kino<.]

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